Pizza auf Vollkornbrot
Eines muss man der Feldbergschule in Oberursel lassen: Sie nimmt ihren Anspruch, den Schülern eine gesunde Lebensweise zu vermitteln, ernst. Sie belässt es nicht bei ein paar „Rauchen verboten“-Schildern, Frontalvorträgen und dann und wann einer Projektwoche. Engagierte Lehrer haben gleich ein ganzes Konzept entwickelt, um die Schule – so die drei Grundpfeiler des Konzeptes – gesund, bewegt und rauchfrei zu machen.
Ob sich die Schüler der Feldbergschule Vorsätze für das neue Jahr genommen haben, ist nicht bekannt. Sollte aber jemand vorhaben, gesünder zu leben, kann er das an seiner Schule schaffen.
Zum Beispiel im Kiosk. Der wird an der Außenstelle der Schule an der Berliner Straße betrieben. 13 Schüler engagieren sich in dem Projekt, pro Tag investieren sie etwa 45 bis 60 Minuten. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich die Zubereitung gesunder Speisen, die – zweiter Aspekt – dann an die anderen Schüler – und Lehrer – verkauft werden. Denn Pausenbrote, so die Beobachtung von Diethelm Göbeler, stellvertretender Schulleiter, „werden heute kaum noch von zu Hause mitgebracht. Erst recht keine gesunden.“
Becher mit frischem Gemüse
Und so gibt es an der Feldbergschule beispielsweise Becher mit frischem Gemüse und einem selbstgemachten Kräuterdip zu kaufen, es gibt Joghurt mit Müsli oder – ganz ohne geht es eben doch nicht – Pizza. Die ist aber vegetarisch und wird statt mit Teig mit Vollkornbrot hergestellt. Klingt im ersten Moment ungewohnt, schmeckt aber lecker. Dass das so ist, „müssen die Schüler selbst erfahren“, sagt Lehrerin Christel Sütfels. „Rein über die Vernunft läuft das nicht.“
Die Ideen für die Gerichte, erklärt Sütfels‘ Kollegin Sylvia Reviol, „kommen von den Schülern selbst.“ Zwar war mit Christian Senff aus Kelkheim auch schon ein Profi-Koch zu Besuch in der Schule. Das Kiosk-Projekt aber lebt vom Engagement der Schüler. Ganz nebenbei lernen sie dabei auch noch betriebswirtschaftliche Aspekte, wenn sie Waren einkaufen und Preise kalkulieren. „Ein ganzheitlicher Ansatz“, sagt Sütfels.
Dazu zählt auch, dass neben dem Kiosk zum Beispiel Yoga-Matten in den Klassenräumen liegen, die die Schüler nutzen.
Das passt zum zweiten Eckpfeiler des Projektes, der Bewegung. Die soll vor allem in den Pausen gefördert werden. Statt auf dem Schulhof kann diese seit wenigen Wochen unter Aufsicht in der Turnhalle verbracht werden. Was auf den ersten Blick wie ein heilloses Durcheinander aus Basketball, Fußball und Volleyball aussieht, läuft auf den zweiten Blick völlig ruhig ab.
Noch nie Probleme.
Sebastian Geist ist Sportlehrer und beaufsichtigt die Jugendlichen in der „bewegten Pause“ oft. Er sagt: „Es gab noch nie Probleme. Meine Pfeife habe ich eigentlich nur zu Show.“ Sagt es, und schaut weiter zu, wie die eine Gruppe Körbe wirft, während die andere Tore schießt. Jeder so, wie er gerade will – und so lange Rücksicht genommen wird.
Da es ja oft heißt, die Lehrer sollen als Vorbild voran gehen, erhalten auch diese regelmäßig die Möglichkeit, in einer Gruppe – angeleitet von Kollegen – Sport zu treiben. „Noch ist die Teilnehmerzahl ausbaufähig“, sagt Anke Stubig, die den Sport organisiert.
Ein anderes Feld, auf dem die Lehrer Vorbild sein können, ist die Rauchfreiheit. Sie ist das dritte Standbein des Konzeptes und wird durch eigens angeschaffte Schilder, die das Schulgelände in eine Raucher- und eine Nichtraucher-Zone teilen, angestrebt. Aber, und das ist Lehrer Henrik Stoll wichtig, „es geht eben nicht nur mit Verboten, nicht nur mit Sanktionen.“
Stattdessen will die Schule mit Angeboten arbeiten. Schüler helfen freiwillig in den Pausen bei der Durchsetzung des Rauchverbots, schon 15 Jugendliche haben sich gemeldet, um an einem Raucherentwöhnungskurs teilzunehmen.
Das mit den guten Vorsätzen, an der Feldbergschule kann es also noch klappen.